Zähneknirschen – Ursachen und was man dagegen tun kann

Was steckt hinter Stress und Zähneknirschen?

Zähneknirschen ist – davon geht man heute im Allgemeinen aus – eine Folge von Stress und Unzufriedenheit. Das druckvolle Reiben der Zahnreihen gegeneinander wird dabei auch häufig als “Pressen” bezeichnet. Der Fachbegriff für dieses unbewusste, meist nächtliche Zähneknirschen ist „Bruxismus“. Die Folge: unverhältnismäßige Abnutzung der Zähne und die Verletzung des Zahnbettes.

Aber wie sehen diese Folgen aus? Diese Frage ist nicht mit einem Satz zu beantworten. Denn die Kaukraft Ihres Kiefergelenks überträgt sich dabei mit bis zu 480 Kilogramm pro Quadratzentimeter auf Ihr Kiefergelenk und Ihre Zähne. Durch diese ausgesprochen hohe Beanspruchung wird mit der Zeit Ihr Zahnschmelz so extrem belastet, dass er sich mit der Zeit immer weiter abnutzt. Nachdem der Zahnschmelz (eine harte und schützende Hülle des Zahnes) abrieben ist, liegen Dentin (Zahnbein) und Nervenbahnen frei. Ihre Zähne werden schmerzempfindlich und zunehmend poröser. Langfristig kann das Zähneknirschen zu schweren Schäden an den Zähnen führen, bis hin zum Zahnverlust. Häufig treten damit auch Begleiterscheinungen – wie Kopf- und Gesichtsschmerzen, Verspannungen bis hin zu Rückenproblemen – auf.

 

Wieso knirschen wir überhaupt?

Man geht allgemein davon aus, dass Stress die Hauptursache für „Bruxismus“ ist. Doch wie entsteht Stress dieser Stress und warum knirschen wir dann?

Evolutionär gesehen ist Stress eine vollkommen sinnvolle Reaktion des Körpers. Stress stellt sich in Problem- und Gefahrensituationen ein. Ob Sie nun vor einem/einer wütenden Partner/in Angst haben, ob Sie sich mit Kollegen gestritten haben oder die Deadline für ein wichtiges Projekt im Nacken sitzt, Ihr Körper macht da keinen nennenswerten Unterschied. In allen Stresssituationen werden immer dieselben (Stress-)Hormone ausgeschüttet.

Die Folgen von Stress: Ihr Blutdruck steigt, Sie bist angespannt und hellwach. Sie sind nervös und stehst im wahrsten Sinne des Wortes unter Strom. Da aber die meisten “Gefahren” des Alltages heutzutage zum Glück nicht lebensbedrohlich sind, kann man in den meisten Stressituationen meist nur von einer Überreaktion auf die Furcht vor einer irrealen Gefahr sprechen. Der ständige Druck durch unser – privat wie beruflich – immer hektischer werdendes Umfeld führt letztlich dazu, dass Sie im Grunde dauerhaft unter Stress stehen. Und der menschliche Körper verarbeitet diesen Stress auf unterschiedliche Arten und Weisen. Eines der Stressventile sind Ihre Zähne: Etwa ein Drittel der in Deutschland lebenden Bevölkerung knirscht oder presst. Besondersbetoffen sind Menschen im Alter ziwschen 20 und 40 Jahren.

Aber auch deutlich ältere oder jüngere Patienten sind keine Seltenheit. Selbst vor Kleinkindern oder Babys macht Bruxismus keinen Halt. Etwa die Hälfte aller Kinder beginnt schon im Alter von 10 Monaten mit dem Knirschen. Allerdings besteht hier kein wirklicher Grund zur Sorge. Dann das Knirschen bei Ihren Kleinsten ist evolutionär so angelegt. Es sorgt dafür, dass sich die Milchzähne aneinander anpassen und verschwindet für gewöhnlich nach dem Ausfallen der Milchzähne. Bei Schulkindern allerdings sieht ist Bruxismus durchaus probleamtisch. Oft ist dann das Knirschen eine Reaktion auf schulischen Druck. Nicht selten geht der so entstandene Stress dann auch mit Nägel- oder Stiftekauen einher.

 

Wann knirschen wir?

Die meisten Bruxismus-Patienten knirschen nachts, während sie schlafen. Man spricht dann vom Schlafbruxismus oder nocturnalem Bruxismus. Während Ihr Geist den Tag verarbeitet, erlebt er den vorher erfahrenen Stress noch einmal nach. In den letzten Jahren nehmen aber auch Fälle zu, in denen tagsüber – unter Stress gepresst wird.

Häufig passiert das unbewusst und führt nicht selten zu Kopf- oder Gelenkschmerzen. Menschen, die darüber klagen, hört man oft sagen: „Ich habe einen dicken Kopf!“ oder „Mir platzt der Schädel!“. Sie kennen das? Dann sollten Sie einmal darauf achten, ob in solchen Situationen Ihr Kiefer angespannt ist oder ob Sie gar einen Druck auf Ihren Zähnen wahrnehmen.

 

Was hilft?

Sie können Ihren Bruxismus auf durchaus unterschiedliche Arten behandlen. Eine Methode, die Sie sofort umsetzen können, ist regelmäßige Entspannung. Stellen sie sich einen Wecker für Pausen bei der Arbeit und halten sie diese Pausen unbedingt ein. Gönnen sie sich einen Spaziergang oder genießen Sie ein heißes Bad. Was immer Ihnen zur Entspannung hilft, ist erlaubt.

Eine weitere Methode ist Achtsamkeit oder Selbstbeobachtung. Kleben Sie sich beispielsweise einen kleinen farbigen Punkt zur Erinnerung auf Ihr Handy. Immer wenn Sie auf Ihr Handy blicken und den farbigen Punkt sehen, lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Zähne. Kontrollieren Sie, ob Sie gerade Ihre Zähne zusammen pressen. Wenn Sie sich dabei ertappen, lockern Sie Ihren Kiefer, öffnen Sie den Mund so weit es geht und bewegen Sie Ihren Unterkiefer leicht in alle Richtungen.

 

Der Weg zum Zahnarzt ist ein Muss

Wenn alles nicht hilft, sollten Sie in jedem Fall Ihren Zahnarzt aufsuchen. Er prüft genau, woher dein Bruxismus kommt und was Sie dagegen tun können. Manchmal liegt die Ursache für das Knirschen auch in fehlerhaftem Zahnersatz oder Zahnfehlstellungen. Ihr Unterbewusstsein versucht diese Störkontakte dann weg zu knirschen. In diesem Fall kann Ihr Zahnarzt schnell Abhilfe schaffen und die Krone oder die Fehlstellung beseitigen.

Der Zahnarzt kann aber zum Beispiel auch ein Rezept für „manuelle Therapie“ ausstellen. Dabei massiert Ihnen ein Physiotherapeut alle Muskeln am Kopf, die mit dem Kauvorgang im Zusammenhang stehen. Das fördert Ihre Gewebedurchblutung und trainiert Ihre koordinierte Kieferbewegungen. Entsprechende Übungen können Sie sich von Ihrem Physiotherapeuten auch für zuhause zeigen lassen.

Tipp: Lassen Sie Ihre Zähne regelmäßig (alle sechs Monate) vom Zahnarzt kontrollieren, so werden eventuelle Zahnschäden frühzeitig erkannt und können behandelt werden.

Die wirksamste Methode das Knirschen zu reduzieren und die Zähne vor Abrieb zu schützen, ist die vom Dentallabor hergestellte Knirscherschiene, Aufbissschiene oder Okklusionsschiene. Eine solche Schiene wird individuell für Sie und Ihre Zähne hergestellt und wird im Mund noch einmal angepasst. Sie verhindert den direkten Kontakt Ihrer Zähne beim Zusammenbeißen, schützt Ihren Zahnschmelz und Zahnhalteapparat bzw. sorgt für eine entspannte Lage Ihres Ober- und Unterkiefers.

Zahnschienen gibt es in verschiedenen Varianten. Grob unterscheidet man hier zwischen „harten“ und „weichen“ Zahnschienen. Die verschiedenen Zahnschienen haben unterschiedliche Anwendungsbereiche und werden je nach Diagnose angewendet.

Wenn das Thema Sie beschäftigt und Sie mehr darüber erfahren möchten, melden Sie sich gerne auch telefonisch oder per E-Mail bei uns. Wir vereinbaren einen Termin, in dem wir Ihnen gerne all Ihre Fragen beantworten.

Fazit

Den meisten Bruxismus-Betroffenen kann gut geholfen werden. Die Prognose ist dabei umso besser, je früher das Zähneknirschen entdeckt wird und die Behandlung beginnt. Wartet man zu lange, sind schwere Zahnschäden und Begleitsymptome wie Schmerzen und Verspannungen meist unvermeidbar. Daher sollten Sie Verdacht auf Zähneknirschen sofort etwas tun. Manchmal reichen schon einfache Entspannungsübungen aus, um das Zähneknirschen in den Griff zu bekommen. Wenn nicht, sollten Sie sich an einen Fachmann wenden.